Immer wieder werden mir Patienten mit Borreliose bzw. Borrelioseverdacht zugewiesen, außerdem werde ich auch oft persönlich von Kollegen bezüglich dieser Erkrankung um Rat gefragt. Daher sind mir einige typische Unsicherheiten in der Diagnose und Therapie der Borreliose aufgefallen. Ich habe daher die wichtigsten Punkte in 10 Kernaussagen zusammengefasst.
Ergänzung vom 25.4.2017:
In der letzten Woche habe ich sehr viele Mails und Kommentare zu den "10 Geboten" erhalten. Teilweise Lob, teilweise Kritik, meist aber sehr sachlich formuliert. Ich bitte um Verständnis, dass ich einen Großteil nicht beantworten kann und daher Kommentare auch nicht unbeantwortet freischalten möchte. Mir fehlt schlicht die Zeit dazu.
Sollten sie eine ganz konkrete und kurze fachliche Anfrage haben, bitte mir mailen. Auf komplexe Patientenfälle kann ich leider nur in der Ordination näher eingehen.
Ich bitte um Verständnis.
Dr. MIchael Dörr (Montag, 17 April 2017 10:24)
Hervorragende Zusammenstellung der wichtigsten Aspekte. Gerade die reaktive Rötung an der Bißstelle wird häufig mit dem Erythema migrans verwechselt.
Gert Schlegel (Montag, 17 April 2017 12:27)
SYMTOME KÖNNEN NACH EINER LANGZEIT STUDIE VON DR. HASSLER IM GESAMTEN KRAICHGAU NOCH 10 JAHRE NACH INFEKTIONSBEGINN AUFTRETEN. DANN HABEN SICH DIE BORRELIEN BEReITS IM GESAMTEN ORGANISMUS AUSGEBREITET UND CHRONIFZIERT.DIE DANN ZAHLREICHE SYMTOMATIK ;SCHMERZEN, KOGNITIVE BEEINTRÄCHTIGUNGEN u.v.m. sind meist irreversibel.
Günther Schust (Montag, 17 April 2017 17:18)
Sehr geehrter Herr Dr. Széll,
in Ihrer Beschreibung sind einige gravierende Fehler, die für Betroffene verherende Auswirkungen haben können. Bevor Sie die 10 Gebote der Borreliose - für Ärzte zusammenfassten, wäre es sinnvoll gewesen, wenn sie sich mit Ihren Arztkollegen der Deutschen Borreliose-Gesellschaft (www.borreliose-gesellschaft.de) in Verbindung gesetzt hätten. Sie könnten aber auch Ihren Kollegen Herrn Dr. med. univ. Albin Dr. Albin Obiltschnig kontaktieren, der Ihnen realistisch Auskunft über die Borreliose geben könnte.
Dr. Albin Obiltschnig
Unfallchirurgie
Telefon: 0463 / 325 45
Feldkirchner Str. 82
9020 Klagenfurt
Ich bin kein Arzt, aber ich habe die Borreliose leidvoll und intensiv über Jahre durchlebt: (Google>günther schust durch die hölle und zurück)
„Einmal Hölle und zurück“ – ein Vereinsmitglied und seine ...
www.onlyme-aktion.org/einmal-hoelle-und-zuru...
Dr. Kenneth Bruce Liegner (Google), MD und PC, verfügt über 35 Jahre Erfahrung und Praxis für Innere Medizin und Intensivmedizin bezeichnet die Situation so (Zitat):
Eines Tages wird der jetzt gängige Umgang mit chronischer Lyme-Borreliose als eine der schändlichsten Episoden von Verleugnung in der Geschichte der Medizin angesehen werden müssen.
Dem muß ich nichts weiter hinzufügen.
Dr. Marton Szell (Montag, 17 April 2017 18:59)
Sehr geehrter Herr Schust
Bitte um Bekanntgabe welche "gravierenden Fehler" ich in meinem Blog habe. Alles was ich niedergeschrieben habe, basiert nicht auf meine persönliche Einschätzung, sondern ist in allen Empfehlungen nationaler und internationaler Fachgesellschaften nachzulesen.
Herrn Dr. Obiltschnig konnte ich noch nie auf einem Infektionskongress in Österreich oder Europa kennenlernen. Hat er sie nie besucht?
Petra Meier (Dienstag, 18 April 2017 12:25)
Sehr geehrter Herr Dr. Szell,
auf welche Empfehlungen nationaler bzw. internationaler Fachgesellschaften beziehen Sie sich genau? Gern lese ich diese Empfehlungen auch selbst nach um persönlichen Interpretationen zu entgehen .
MfG
Dr. Marton Szell (Dienstag, 18 April 2017 15:35)
Sehr geehrte Frau Meier
Anbei die aktuellen Richtlinien und gültigen Empfehlungen:
USA
IDSA Guideline aus 2006 (es kommt 2018 ein Update, es wird aber nicht sehr viele Änderungen geben): https://academic.oup.com/cid/article-lookup/doi/10.1086/508667
CDC (US Seuchenbehörde): https://www.cdc.gov/lyme/
NEJM 2014: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMcp1314325
Deutschland:
Robert Koch Institut: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_LymeBorreliose.html
AWMF: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/013-044l_S2k_Kutane_Lyme_Borreliose_2016-05.pdf
und http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-071l_S1_Neuroborreliose_2012_verlaengert.pdf
Österreich:
http://www.aerztezeitung.at/fileadmin/PDF/2004_Verlinkungen/2004-09_DFP_LymeBorreliose.pdf
(Prof. Stanek in Wien ist übrigens einer der führenden Borrelienforscher weltweit)
Europäische Forschungsgruppe:
http://www.eucalb.com/
usw.
PS: die Studienlage ist weltweit recht eindeutig, es gibt nur bei einigen wenigen Punkten Unterschiede in den Empfehlungen.
Med92 (Mittwoch, 19 April 2017 21:09)
Sehr geehrter Hr. Dr. Szell
Wie beurteilen sie folgende Studie?
https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/detailseite/2016/news-im-dezember-2016/antibiotika-gel-verhindert-borreliose-nach-zeckenstich/
MfG
Dr. Marton Szell (Mittwoch, 19 April 2017 23:58)
Sehr geehrter Herr Med92
In der Originalarbeit von Michi Schwameis im Lancet Infectious Disease (http://thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(16)30529-1/abstract) steht in der Interpretation folgendes:
"Topical azithromycin was well tolerated and had a good safety profile. Inclusion of asymptomatic seroconversion into the primary efficacy analysis led to no prevention effect with topical azithromycin. "
Dem ist nichts hinzuzufügen.